
Vortrag: Die schönsten Geschäfte sind die, bei denen alle Beteiligten profitieren und keiner ein schlechtes Gefühl hat. Ein gutes Designmanagement erzeugt Win-Win-Win-Situationen durch Wissen, Werte und Wandel! Das war das Fazit meiner (Prof. Dr. Ulrich Kern) Gast-Vorlesung an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen auf Einladung von Prof. Katja M. Becker und Prof. Dr. Norbert Hammer (Designmanagement). Prof. Beckers Fachgebiet ist Media and Interface Design im Sg Medieninformatik. Der Studiengang hat einen stark nachgefragten Bachelor- und einen konsekutiven Master-Studiengang. Mit in den Studienverlaufsplan gehört das Thema Designmanagement, weil auch hier eine generalistische Planungskompetenz mit zur Professionalisierung gehört. Genau hier setzte dann auch meine Gast-Vorlesung an, die das Designmanagement ins Zentrum der drei Anspruchsgruppen Unternehmen, Nutzer und Gestaltungsinstanz setzte. Das Designmanagement übernimmt in diesem Interessensgeflecht die Rolle des „Verkuppelns“ der verschiedenen Akteure. Und so bekommt das Design auch die Bedeutung als genuiner Beitrag der Designwissenschaften zur Erhöhung der Lebensqualität der Nutzer, ohne die instrumentelle Funktion als Teil der Wettbewerbsstrategie von Unternehmen zu vernachlässigen. Designmanagement als Diener dreier Herren – im Sinne einer Verantwortung!

Design – Kulturell-kreative Leistung als Teil ökonomischer Prozesse
Jede gestalterische Leistung hat in der Regel auch eine ökonomische Seite. Ob materieller Wert für Unternehmen, immaterieller Nutzen für das Individuum oder Wertschöpfungsbeitrag für den selbstständig tätigen Kreativen – die ökonomischen Effekte des Designs spielen eine zunehmend wichtigere Rolle in der wachsenden Kultur- und Kreativwirtschaft. Die verschiedenen Wertebenen sind Gegenstand des Designmanagements als einer Kategorie designwissenschaftlicher Analyse im interdisziplinären Kontext. Designwissenschaftlich ist die wachsende Bedeutung kulturell-kreativer Leistung als Teil ökonomischer Prozesse zu vermitteln. Zu analysieren ist der Wirtschaftsprozess, in den die Designleistung eingebettet ist. Dabei steht das Ziel im Vordergrund, angehende Designer/innen zu einer Reflexion und selbstbewussten Integration in den Wertschöpfungsprozess zu befähigen. Hierfür ist der ökonomische Referenzrahmen analytisch zu durchdringen und als Handlungsfeld für Kreative konzeptionell abzustecken.

Professionalität – Denken in Wertschöpfungsstrukturen
Analyse der Wertschöpfung durch Design: Der Beitrag kreativer Leistungen im Wertschöpfungsprozess ist zu spezifizieren. Basis hierfür ist das Konzept der Wertschöpfungskette (nach Michael Porter). Es zeigt idealtypisch auf, wie Wertschöpfung im Marktleistungsprozess entsteht und wie Optimierungsbedarf zu eruieren ist. Mit dem Übergang zur Wissensgesellschaft und Ideenwirtschaft ist aber das Modell der klassischen Wertschöpfungskette ergänzungsbedürftig geworden. Design als ein wichtiger Werttreiber der neuen Ökonomie ist mit seiner Wertschöpfungsleistung zu analysieren.
Konstrukt der kreativen Wertschöpfungskette: Übertragen auf den gestalterischen Leistungsprozess, lässt sich eine kreative Wertschöpfungskette konstruieren und mit der klassischen Kette in einem flexiblen Stellkreuz kombinieren. Interessante Denk- und Aktionsfelder werden so sichtbar: Im Schnittpunkt der Koordinaten steht die Überlegung, wie Design als kreativer Werttreiber den unternehmerischen Leistungsprozess beeinflusst.
Umwandlung von Kreativität in ökonomische Produktivität: Was passiert, wenn Designleistungen ihr Potenzial entlang der kreativen Wertschöpfungskette entwickeln? Z.B. als Designkonzepte, die Logistikvorteile ausspielen; als Marken, die wegen ihrer hohen Designqualität weltweit mit Erfolg vermarktet werden; als strategisches Prozessdesign, das Innovationen mit methodischer Kreativität zur Marktreife bringt.
Von der Analyse zu Handlungsansätzen: Ansätze für veränderte Wertschöpfung und Ideen für neue Geschäftsmodelle werden so sichtbar – Aufgaben und Perspektiven für ein Designmanagement mit Zukunftsrelevanz.